Renaturierung von Fließgewässern mit Totholz



 

Entwicklungsziel Ufersicherung


 
1.) Beschreibung des Entwicklungsziels:
 

Das Totholz wird im Bereich von erosionsgefährdeten Ufern parallel zur Strömung eingebracht. Das Totholz schützt das Ufer vor der angreifenden Strömung und kämmt Treibholz und Sediment aus der Strömung aus, sodass sich das Ufer wieder stabilisiert. Dieses Prinzip wird im naturnahen Wasserbau schon seit längerem zur Ufersicherung angewandt (z.B. PATT et al., 1998, GALLISTEL, 1999). Da die Ufersicherung Ziel der Maßnahme ist müssen die angrenzenden Flächen nicht zur Verfügung stehen. Neben der Ufersicherung bieten die Rauhbäume Lebensraum (z.B. Unterstand) für Fische.


 
2.) Beschreibung konkreter Maßnahmen:
 

Form / Anordnung der Einbauten:
Es wird empfohlen den Wurzelteller bzw. das Ende der Rauhbäume an einem Stahlseil zu befestigen, sodass der Wurzelteller oder Stamm nach oberstrom zeigt (siehe Abb. 1, PATT et al. 1998). Dies entspricht auch der natürlichen Lage von Sturzbäumen, die von der Strömung uferparallel ausgerichtet werden.
Nach Erfahrungen aus den USA ist der Einsatz von Rauhbäume vor allem bei Uferhöhen kleiner 3,5 m und bordvollen Fließgeschwindigkeiten kleiner 2 m/s zu empfehlen (GALLISTEL, 1999). Darüber hinaus sollten die Rauhbäume nicht mehr als 15% des bordvollen Fließquerschnitts einnehmen, da ansonsten mit einer starken lokalen Fließgeschwindigkeitszunahme zu rechnen ist, was eine verstärkte Erosion zur Folge haben kann. Vor allem in Gewässern mit geringer Geschiebefracht, in denen eine Sedimentation der Rauhbäume längere Zeiträume in Anspruch nimmt, sollten die Einbauten gut befestigt werden (z.B. an anderen Bäumen oder Wurzelstümpfen). Werden zum Schutz längerer erosionsgefährdeter Ufer mehrer Rauhbäume am Ufer befestigt sollten diese dachziegelartig angeordnet werden.
Nadelbäume besitzen gegenüber Laubbäumen den Vorteil, dass die Äste flexibler sind und nicht abbrechen, wodurch der rauhe Wipfel, der zum Rückhalt des Sediments entscheidend beiträgt, länger intakt bleibt (PATT et al., 1998). Jedoch kämmen auch die weniger dichten Kronen von Laubbäumen Treibholz und Blattmaterial aus dem Wasser aus und bilden dann einen dichten Uferschutz. Da sowohl Nadel- als auch Laubholzarten als Rauhbäume geeignet sind, sollten jeweils naturraumtyische Arten verwendet werden.
 

Art der Einbauten:
Die in Abb. 1 skizzierte Maßnahme reicht nur an kleinen Gewässern zur Ufersicherung aus. In größeren und/oder stark eingetiefen Gewässern reicht der Stammdurchmesser der Bäume nicht aus um die Ufer zu sichern. Hier können künstliche Totholz-Akkumulationen am Ufer errichtet werden. SHIELDS et al. (2000) beschreiben die Wirkungsweise, Einbau und Erfolgskontrolle einer Maßnahme an einem sandgeprägten Tieflandgewäser 4. Ordnung am Mississippi (http://www.sedlab.olemiss.edu/wqe_unit/topashaw/woodydebris.pdf). Solche künstlichen Totholz-Akkumulationen werden in den USA auch in größeren kiesgeprägten Gewässern als Ufersicherung und zur Schaffung von Unterständen für die Fischfauna genutzt (GALLISTEL, 1999).


 
Rauhbaum
Abb.1: Skizze des Einbaus eines Rauhbaums (aus PATT et al., 1999).