Meinses Wissens findet sich lediglich bei PUSCH et al. (1999) und MUTZ & RHODE (2003) eine ausführlichere
Beschreibung des Einflusses von Totholz auf das Selbstreinigungsvermögen von
Fließgewässern. Nach PUSCH et al. (1999) verursacht der Aufstau und die Erhöhung des
Wasserspiegelgefälles im Bereich des Totholzes kleinräumige Druckdifferenzen.
Diese führen zur Infiltration von Oberflächenwasser
in die Sedimente und zur Durchströmung des Interstitials. Dadurch wird das
Sediment in größerem Maßstab mit Sauerstoff versorgt. Die dort abgelagerten organischen
Stoffe, die aus natürlichen Quellen oder dem Ablauf von Kläranlagen stammen, können
aufgrund der besseren Sauerstoffversorgung schneller abgebaut werden. Ohne eine
Durchströmung des Sedimentkörpers wären die Abbauvorgänge - die Selbstreinigung des
Gewässers - auf die dünne Kontaktschicht zwischen dem freien Wasser und dem Flussbett
beschränkt. PUSCH et al. (1999) weisen darauf hin, dass in den verbauten, gestreckt
verlaufenden und zum Teil aufgestauten Fließgewässern die Sedimentdurchströmung
stark reduziert ist, wodurch die Flußsohle kolmatiert und die Durchströmung
der Sedimente weiter eingeschränkt wird.
MUTZ & RHODE (2003) konnten zeigen, dass die Austauschrate des
Porenwassers im Interstitial eines Sandbaches durch Totholz erhöht wird. Nach MUTZ & RHODE (2003)
ist dafür nicht nur der durch das Totholz erhöhte Druckgradient, sondern auch der
durch Erosion und Akkumulation von Sohlsubstrat verursachte Austausch von Porenwasser
verantwortlich. Da Totholz die Morphodynamik von Gewässern stark erhöht, wird auch dieser
Prozess durch Totholz verstärkt. Durch den verstärkten Austausch des Porenwassers steigt
der Sauerstoffgehalt und organische Material kann schneller abgebaut werden.
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