Der Einfluß uferbeleitender Gehölzstrukturen auf das Totholz - Vorkommen in Fließgewässern

Fragestellung

Totholz-Menge

Interpretation der Daten zur Totholz-Menge

weitere Parameter

Gewässermanagement mit Totholz


 

Kontakt: Ilga Weiß, Storkower Str. 30, 10409 Berlin, Tel.: 030 / 42804424, eMail: i_weiss@hotmail.com
 

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Fragestellung

In der Diplomarbeit wird die Bedeutung uferbegleitender Gehölzstrukturen auf das Totholzvorkommen in Fließgewässern untersucht. Die Untersuchung wird durchgeführt an einem Mittelgebirgsbach 1. Ordnung im südlichen Bergischen Land, dessen Verteilung und Menge an auftretenden Totholzstrukturen bestimmt werden. An fünf Abschnitten mit unterschiedlichen uferbegleitenden Gehölzstrukturen, einem Talhangwald, Gehölzsaum, Auenbruchwald, Fichtenforst sowie Verbau-Abschnitt, werden unter Anwendung der bisher gebräuchlichsten Kartiertechniken (Gippel 1966, S.183) Anzahl, Volumen, Verteilung, Eintragsursache sowie Baumart der Totholzstrukturen und weitere Parameter erfasst.
Aufgrund des geringen Gefälles von maximal 2,2 % und der bestehenden Abflußverhältnisse besitzt das ausgewählte Gewässer keine ausreichende Transportkraft, um größere Holzstücke zu verlagern. Somit kann ein Einfluß des Gefälles und des Abflusses auf die Verteilung von Totholz für das Untersuchungsgewässer ausgeschlossen werden.
 

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Totholz-Menge

Die im Untersuchungsgebiet auftretenden unterschiedlichen Gehölzstrukturtypen führen zu den folgenden gewässerwirksamen Totholzvolumen (Kubikmeter pro 100 Meter Lauflänge):
Talhangwald: 7 m3 / 100 m
Gehölzsaum: 2,2 m3 / 100 m
Auenbruchwald: 1,3 m3 / 100 m
Fichtenforst:1,3 m3 / 100 m
Verbau-Abschnitt: 1,1 m3 / 100 m
 

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Interpretation der Daten zur Totholz-Menge

Das Aufkommen an Totholz entspricht in seiner Größenordnung den Ergebnissen der bisher im deutschen Raum und in Mitteleuropa durchgeführten Untersuchungen an naturnahen Gewässern, die eine Volumenspanne von 0,3 bis 26 Kubikmeter nachweisen (Hering 1997a, S.384). Im Vergleich zu den vom Menschen unbeeinflußten Gewässern Nordamerikas sind die festgestellten Totholzmengen in naturnahen Bächen Deutschlands und Mitteleuropas wesentlich geringer (Bilby 1989, Fetherston 1995, Harmon 1986, Swanson 1984).
Die größte Anzahl an verschiedenen Totholzstrukturen im Untersuchungsgewässer wurde im Gehölzstrukturtyp Fichtenforst festgestellt. Im Vergleich zu den anderen uferbegleitenden Gehölzstrukturtypen fiel die Anzahl der Totholzstrukturen im Fichtenforst höher aus als erwartet. Ein Grund für dieses vermehrte Auftreten an Fichten-Totholz ist die extreme Anfälligkeit der Fichte für Uferunterspülungen und Ufererosion und der damit verbundene häufige Windwurf infolge ihrer nicht standortgerechten Aufforstung.
Das große Volumenaufkommen von Totholz im Bereich des gewässerbegleitenden Talhangwaldes ist hauptsächlich auf das standortbedingte häufige Abrutschen ausgewachsener Rotbuchen zurückzuführen.
Der Gehölzbestand im Auenbruchwald ist noch relativ jung. Aus diesem Grund liefert er zur Zeit keine große Menge an Totholz. Einen entscheidenen Einfluß auf das Vorkommen von Totholz haben die aus der Gehölzstruktur resultierenden Eintragsursachen sowie die Baumart.
Bei der Aufnahme der Gewässerstrukturen zeigte sich, daß bereits die im Bereich des bachbegleitenden Gehölzsaumes auftretende Totholzmenge einen wirksamen Einfluß auf die Gewässermorphologie hat.
 

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weitere Parameter

Die Ergebnisse weiterführender Detailuntersuchungen zu Lage, Zerfallsgrad sowie Verdeckungsgrad der Totholzstrukturen und den auftretenden Umfeldstrukturen liefern Hinweise, die die erlangten Ergebnisse bezüglich des Einflusses verschiedener Gehölzstrukturen auf die Verteilung und das Vorkommen von Totholz im untersuchten Fließgewässer unterstützen.
 

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Gewässermanagement mit Totholz

Die gewonnenen Ergebnisse können dementsprechend eine Basis für neue Aspekte in der "naturnahen" Gewässerunterhaltung sein. Generell sollten in Gewässern, die natürlichen Totholzquellen durch eine entsprechende Pflege und Unterhaltung der Ufergehölzrandstreifen im direkten Gewässerumfeld gesteigert werden, um dadurch der großen Bedeutung von Totholz als Strukturbildner und Lebensraum Rechnung zu tragen. Indirekt wird damit ein entscheidender Einflußfaktor für die Prozesse des Ökosystems Fließgewässer, die Strukturvielfalt, gefördert. Totholz kann ebenfalls durch gezieltes Einbringen eine effektive und kostengünstige Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen Renaturierungsverfahren darstellen.