Wirkung: Lebensraum für die Fischfauna


Die wichtigste direkte Wirkung von Totholz auf die Fischfauna scheint im Schutz vor Prädatoren zu bestehen (HALL & BAKER 1975, 1982 zitiert in EVERETT & RUIZ 1993, BOUSSU 1954, CHAPMAN & BJORNN 1969, HARTMAN 1965, HUNT 197 zitiert in BRYANT 1983, FRASER & CERRI 1982, TRISKA & CROMACK 1980).
FRASER & CERRI (1982) fanden bei Anwesenheit von Prädatoren in Bereichen hoher Strukturvielfalt, unter anderem in Form von Totholz und Wurzeln, eine höhere Dichte der Beutefische (Elritzen) als in strukturärmeren Bereichen. Die Konzentration der Beutefische in den strukturreichen Rückzugsgebieten kann zu einer vermehrten interspezifischen Konkurrenz führen (MITTELBACH 1984 zitiert in EVERETT & RUIZ 1993).
Die Konkurrenzverhältnisse können durch Totholz jedoch auch auf andere Weise beeinflußt werden. So nimmt DOLLOFF (1983 zitiert in EVERETT & RUIZ 1993) an, daß Totholz eine Sichtbarriere bildet, welche die intraspezifische Konkurrenz zwischen Jungfischen der Lachse verringert.
Neben dem direkten Einfluß auf den Lebensraum der Fische, stellen die auf dem Holz vorkommenden Makroinvertebraten eine wichtige Nahrungsquelle für insektivore Fische dar (BENKE et al. 1995 zitiert in BENKE & WALLACE 1990, EVERETT & RUIZ 1993).
Reich gegliederte Totholz - Akkumulationen aus Stämmen, Ästen und Zweigen bilden komplexe Lebensräume, die eine Vielzahl an ökologischen Nischen bereitstellen (HARMON et al. 1986). Mit zunehmender Strukturvielfalt der Totholz - Ansammlungen vergrößert sich auch das Vorkommen von Fischen in deren Umgebung (FORWARD 1984 zitiert in HARMON et al. 1986).
Totholz - Dämme stellen für Fische potentielle Wanderungshindernisse dar. Selten wird aber der Zugang zu größeren Teilen der Laich- und Aufzuchtgebiete versperrt (HARMON et al. 1986). BRYANT (1983) vertritt ebenfalls die Meinung, daß die Einschränkung der Durchgängigkeit durch Totholzbarrieren in der amerikanischen Literatur überbewertet worden ist. Dämme, die während des sommerlichen Niedrigwassers als Wanderungshindernisse wirken, sind bei den winterlichen, höheren Wasserständen passierbar (BRYANT 1983). LISLE (1986) konnte ebenfalls keine Einschränkung der Durchgängigkeit durch Totholz - Barrieren feststellen.
Weitere nachteilige Auswirkungen können sich aus der Beeinflussung der Wasserqualität ergeben. Die Anreicherung von fischtoxischen Stoffen wie Terpenen oder Tropolonen, die Erhöhung des Biologischen - und Chemischen - Sauerstoff - Bedarfs (CSB, BSB) und die damit verbundene Verringerung des Sauerstoffgehalts, führen lediglich bei sehr hohen Totholz - Mengen, wie sie z.B. durch Schlagabraum in den U.S.A. entstanden sind, zu einer Gefährdung der Fischfauna (HARMON et al. 1986, BRYANT 1983).
Bei der oben aufgeführten Literatur handelt es sich ausschließlich um U.S.- amerikanische und kanadische Arbeiten. Sie befassen sich zum größten Teil mit der Fischfauna von Lachs- und Forellengewässern. Für die hiesigen Fließgewässer konnte keine vergleichbare Literatur gefunden werden.

Parameterauswahl

Der einzige Parameter, der geeignet erscheint, die direkte Wirkung von Totholz auf die Fischfauna zu beschreiben, ist die Komplexität / Strukturvielfalt des Totholzes und der Totholz - Ansammlungen. Aus der Literatur ist jedoch keine Methode bekannt, mit deren Hilfe dieser Parameter im Gelände erfaßt werden kann.