Wirkung: Sedimentrückhalt
Die Energie, die dem Gewässer zur Verrichtung von Arbeit zur Verfügung
steht, entspricht der Lageenergie des Wassers PE.
PE = m * g * h
wobei:
PE - potential energy- Lageenergie
m- Masse des Wassers
g- Gravitationskonstante
h- Höhe über dem Meeresspiegel
Die Lageenergie wird in kinetische Energie umgewandelt.
KE = m * v2 * ½
wobei:
KE- kinetische Energie
v- Strömungsgeschwindigkeit
Nur ein Teil dieser Bewegungsenergie steht zur Sohlen- / Ufererosion
und dem Sedimenttransport zur Verfügung. Der Großteil, etwa
95%, wird durch turbulente Strömung in Wärmeenergie umgewandelt
(MORISAWA 1968 zitiert in BESCHTA & PLATTS 1986). Totholz vermindert
die dem Gewässer zur Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehende
Energie durch die Dissipation an Wasserspiegelsprüngen und die Erhöhung
der Sohlenrauhigkeit. Dies hat eine verringerte Strömungsgeschwindigkeit
und vermehrte Sedimentation zur Folge (MARSTON 1982).
In Fließgewässern mit hohem Gefälle, erfolgt die Sedimentation
vor allem in den durch Totholz - Dämmen im Oberlauf gebildeten Stau-
Becken Pools (GRANT et al. 1990 zitiert in FETHERSTON et al. 1995, MARSTON
1982). Aufgrund des geringen Gefälles, weisen diese Abschnitte eine
geringe Strömungsgeschwindigkeit auf. Die Totholz - Dämme selbst
stellen dagegen ausgeprägte Wasserspiegelsprünge im Längsverlauf
des Gewässers dar (Abb.4). Direkt unterhalb der Dämme wird die
Lageenergie zuerst in kinetische Energie umgewandelt und dann dem System
zum Teil durch Dissipation (Umwandlung in nicht mehr arbeitsfähige
Wärmeenergie) entzogen (BESCHTA & PLATTS 1986).
Abb.4: Durch Totholz verursachte Wasserspiegelsprünge
im Längsverlauf (aus KELLER & SWANSON 1979, S. 376)
In Fließgewässern mit geringem Gefälle, erfolgt die
Sedimentation vor allem im Unterlauf des Totholzes (KELLER & SWANSON
1979) oder zwischen dem Ufer und vorgelagertem Totholz (FETHERSTON et al.
1995). KELLER & SWANSON (1979) nehmen an, daß der Anteil des
durch Totholz gespeicherten Sediments mit dem Gefälle abnimmt, da
in flacheren Gewässern, neben den durch Totholz gebildeten strömungsberuhigten
Zonen, noch weitere Speicher wie die Aue und Riffel zur Verfügung
stehen.
Die Sedimentablagerungen dienen als Substrat für die Pioniervegetation
(FETHERSTON et al. 1995).
Die sedimentrückhaltende Wirkung des Totholzes wurde in mehreren
Untersuchungen nachgewiesen. Dabei wurde eine Erhöhung des Sedimenttransportes
nach der Räumung der Gewässer festgestellt. In einem 175 m langen
Abschnitt eines Gewässers 2. Ordnung mit hohem Gefälle (20.8%),
konnte BILBY (1981) eine Verfünffachung des Austrags an partikulärem
organischem und anorganischem Material mit Durchmessern > 1 mm beobachten.
Nach der Entfernung allen Totholzes mit einem Durchmesser > 1 cm, kam es
in einem flachen Gewässer (1%) 2. Ordnung zu einer Erhöhung des
Sedimenttransportes bei bordvollem Abfluß um den Faktor vier (SMITH
et al. 1993).
Der größte Teil des Sedimenttransportes erfolgt mit den
ersten Hochwässern (BILBY 1981, SMITH et al. 1993, BESCHTA 1979).
Dabei wird vor allem das ehemals durch Totholz gespeicherte Material verlagert
(BILBY 1981, SMITH et al. 1993). Darüber hinaus beobachteten SMITH
et al. (1993) eine, über den gesamten Untersuchungszeitraum anhaltende,
erhöhte Sedimentfracht, die sie auf die Erosion von Sohlmaterial durch
die Verringerung der Sohlenrauhigkeit und die damit verbundene Erhöhung
der Strömungsgeschwindigkeit zurückführen.
Der Verlust einzelner Totholz - Elemente führt zur Mobilisierung
kleiner Mengen an Sediment, die sich im Unterlauf nach kurzem Transportweg
an anderem Totholz wieder ablagern (MOSLEY 1981, HOGAN 1987).
Parameterauswahl
Es scheint unstrittig, daß Totholz in Fließgewässern
den Rückhalt von Sediment bewirkt. Die Abhängigkeit dieser sedimentrückhaltenden
Wirkung von Eigenschaften wie Größe, Lage und Form des Totholzes
ist bisher jedoch nur ansatzweise untersucht worden.
Es ist anzunehmen, daß die Menge an gespeichertem Sediment, zumindest
bis zu einem gewissen Grad, von der Menge an Totholz im Gewässer abhängt.
BILBY & WARD (1989) konnten eine positive Korrelation zwischen dem
Totholzvolumen und der Fläche an gespeichertem Sediment feststellen.
Darüber hinaus scheint die Struktur des Totholzes (NAKAMURA &
SWANSON 1993) bzw. Form und Lage (LISLE 1981 zitiert in GURNELL et al.
1995) und die durch Baumart, Lagestabilität und Zerfallsgrad bestimmte
Verweildauer / Persistenz (LISLE 1986) eine Rolle zu spielen.
Eine gleichmäßige Verteilung des Totholzes verringert die
Strecke, die das Sediment bei Bruch einzelner Totholz - Strukturen bachabwärts
zurücklegen kann und verbessert somit die sedimentrückhaltende
Wirkung (HOGAN 1987).
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