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Entwicklungsziel Remäandrierung |
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1.) Beschreibung des Entwicklungsziels:
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Durch das Einbringen von wechselseitig angeordneten Strömungslenkern wird ein
pendelnder Stromstrich verursacht. Dieser führt zu wechselseitiger Ufererosion und
somit zur Initiierung einer gewundenen bis mäandierenden Laufstruktur. Dieses Prinzip
wird im naturnahen Wasserbau schon seit längerem zur Verbesserung der Laufstruktur angewandt
(z.B. PATT et al., 1998). Jedoch kommen bisher auch Steinbuhnen zum Einsatz, die in
manchen Gewässertypen (z.B. Sandgewässer) naturraumuntypisches Substrat darstellen.
Aus ökologischer Sicht erscheint daher der Einsatz von Totholz-Buhnen sinnvoller.
Voraussetzung ist die Flächenverfügbarkeit und eine ausreichende Strömungsleistung (stream power).
In entwicklunsträgen Gewässern mit kohäsiven Ufersedimenten ist es möglich, dass
die Strömungsleistung (Produkt aus Gefälle und Abfluss) nicht ausreicht, um innerhalb des
Planungshorizonts die Laufstruktur nachhaltig zu verändern. Hier kann es notwendig sein
baulich-gestalterische Maßnahmen durchzuführen.
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2.) Beschreibung konkreter Maßnahmen:
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| Abb.: Strömungsmuster von deklinantem Strömungslenker und Dreiecks-Buhne bei Niedrig- und Hochwasser (schwarze bzw. gelbe Pfeile) (nach GERHARD & REICH, 2001, verändert). |
Form / Anordnung der Strömungslenker:
Strömungslenker können prinzipiell bachaufwärts (inklinant), quer zur Strömung oder
bachabwärts (deklinant) ausgerichtet werden. SCHERLE (1999) empfiehlt den Einbau
von inklinanten Totholz-Buhnen für den Fall, dass die Buhnen nur flach ausgeführt
werden können und häufig überströmt werden. Bei der Überströmung der Buhne wird die
Strömung ansonsten (deklinante Buhne) gegen das Ufer abgelenkt und es entstehen
Strömungsimpulse, die der Laufentwicklung entgegenwirken.
In der Literatur wird jedoch häufig erwähnt, dass Sturzbäume natürlicherweise i.d.R.
von der Strömung bachabwärts ausgerichtet werden (Lage vergleichbar mit deklinanten
Buhnen). Da diese Lage offensichtlich stabiler ist als eine inklinante
Ausrichtung erscheint es sinnvoller, die Totohlz-Buhne über die Mittelwasserlinie
ragen zu lassen, sodass ein deklinanter Einbau möglich ist. Auch in den USA wird
diese Anordnung der Strömungslenker empfohlen, da die deklinante Ausrichtung
die Strömung stärker kanalisiert und die Gefahr einer Verklausung der Buhne geringer
ist (GALLISTEL, 1999).
Die Strömungslenker sollten in einem Winkel von 90°-45° zur Strömung eingebaut
werden und vom Ufer her mindestens bis zur Mitte ins Gewässer hineinragen
(SCHERLE, 1999). Des Weiteren zeigen Gerinneversuche von SCHERLE (1999), dass bei
zwei direkt hintereinander, wechselseitig angeordnete Strömungslenker die Wirkung
der zweiten Buhne verstärkt wird.
Eine Alternative zu deklinanten oder inklinanten Strömungslenkern sind
Dreiecks-Buhnen. Hier erfolgt keine Ablenkung der Strömung gegen die Ufer wie bei
deklinanten Buhnen, jedoch muss der Raum zwischen den Schenkeln des Dreiecks mit
Material verfüllt werden. Es handelt sich also um eine eher technische Ausführung der
Maßnahme.
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| Abb.: naturnaher deklinanter Strömungslenker in Form von Sturzbäumen. |
Art der Strömungslenker:
Bei den in der obigen Abbildung gezeigten Strömungslenkern handelt es sich um eine
eher technische Ausführung der Maßnahme. Entsprechend des Grundsatzes "So technisch
wie nötig, so naturnah wie möglich" können die Strömungslenker jedoch auch
naturnaher gestaltet werden, um weitere positive Nebeneffekte zu nutzen. Eine
Möglichkeit ist das Einbringen von Sturzbäumen, die aufgrund ihrer komplexeren
Form Lebensraum für die Fischfauna darstellen (vgl. Entwicklungsziel
Lebensraum Fischfauna) und zur Bildung weiterer morphologischer Strukturen führen.
Die morphologische Wirkung solcher komplexeren Strukturen ist natürlich schwerer
zu prognostizieren, sodass das Einbringen der Sturzbäume nur dort möglich ist, wo die
positiven Nebeneffekte aufgrund der gegebenen Restriktionen nicht als unerwünschte
morphologische Entwicklungen eingestuft werden müssen. Bei der hydraulischen
Berechnung der Sturzbäume zur Abschätzung der Verdriftungsgefahr sollte davon
ausgegangen werden, dass die gesamte Fläche der lückigen Krone sich mit
Getreibsel zusetzt und den Fließquerschnitt einengt. Die Lagestabilität der
Strömungslenker sollte so groß sein, dass eine Verdriftung während des lang
andauernden Prozesses der Laufentwicklung ausgeschlossen werden kann.
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Bespiel für den Einbau von Totholz-Buhnen:
Beispiele für den Einbau von Totholz-Buhnen finden sich bei GERHARD & REICH (2001)
auf S. 67 und bei GERHARD (2000), S. 125.
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