Renaturierung von Fließgewässern mit Totholz



 

Entwicklungsziel Lebensraum Fischfauna


 
1.) Beschreibung des Entwicklungsziels:
 

Totholz modifiziert die Strömungsverhältnisse und beeinflusst dadurch die Morphologie, Hydrologie und den Stoffhaushalt. Durch die Veränderung der abiotischen Faktoren hat Totholz indirekt Einfluss auf die Biozönosen im Gewässer. Es ist jedoch auch direkter Lebensraum für die Fischfauna. (vgl. Bedeutung von Totholz als direkter Lebensraum für die Fischfauna.
Durch den Sichtschutz in komplexen Totholz-Ansammlungen oder im Bereich von Wurzelballen und Kronen von Sturzbäumen vermindert sich die intra- und interspezifische Konkurrenz. Totholz dient darüber hinaus als Unterstand und schützt so vor terrestrischen Räubern.
Die Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen auf die Fischfauna wurde in den letzten Jahren in einigen Untersuchung nachgewiesen. Zu nennen wären hier die Untersuchungen von ZIKA & PETER (2002) (siehe dazu auch unter Forschungsprojekte) und der 'Grossversuch Totholz', in dessen Rahmen die Wirkung von Totholzeinbauten in Alpenrheinzuflüssen untersucht wurde (siehe dazu auch die Literaturhinweise). Auch Siemens (2005) beobachtete an der Wertach eine deutliche Zunahme der Bachforellen nach Einbringung von Totholz Strukturen. Des Weiteren profitierten demnach auch Schneider, Elritze, Koppe, Döbel und Barbe von den Totholz Strukturen. Jedoch konnte keine positive Wirkung auf die Äsche nachgewiesen werden. Dies ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass die Äsche als Freiwasserfisch das Habitat "Totholz" nur eingeschränkt als Unterstand nutzt und damit der oft als limitierende Faktor wirkende Fraßdruck der Fressfeinde (z.B. Kormoran) nicht gemindert wird. Eindeutige Aussagen zur Wirkung von Totholz auf die Äschen, sind beim derzeitigen Stand der Forschung jedoch nicht möglich.
Gerade bei der Fischfauna, die in den verschiedenen Entwicklungsstadien auf sehr unterschiedliche Habitate angewiesen ist, erscheint es zwingend notwendig im Vorfeld einer Renaturierung die fehlenden Habitate zu bestimmen, welche als limitierende Faktoren wirken. Wenn bekannt ist, welche Lebensgrundlagen fehlen (Laichsubstrat, Jungfischhabitat, Nahrung, Unterstand, Hochwassereinstand...) kann durch die gezielte Verbesserung dieser Faktoren - z.B. auch durch die Einbringung von Totholz - ein sehr großer Effekt erzielt werden. In vielen - ABER SICHERLICH NICHT ALLEN FÄLLEN - sind die durch Totholz geschaffenen Habitate einige oder DIE limitierenden Faktoren.


 
2.) Beschreibung konkreter Maßnahmen:
 

Form / Anordnung und Art der Einbauten: Um eine möglichst große Habitatdiversität zu schaffen sollten die Totholz-Einbauten möglichst komplex sein (siehe Abb.1). Vor allem Wurzelteller und Krone von Sturzbäumen bieten Sichtschutz und Unterstand für eine Vielzahl unterschiedlicher Altersgruppen und Arten.
An diesen komplexen Einbauten kann sich leicht weiteres Treibholz verfangen. Sofern dies aufgrund der gegebenen Restriktionen nicht zugelassen werden kann, können weniger strukturreiche Unterstände eingebaut werden. In der Literatur finden sich folgende Einbau-Varianten:
Einbauten in Form von glatten Stammstücken (Abb. 2)
Einbauten in Form halbierter Stammteile (Abb. 3)
am Ufer mit Stahlseilen verankerte, aufschwimmende Stammstücke (Abb. 4)
 

Unterstand komplex
Abb.1: Komplexer Sturzbaum, der sowohl die intraspezifische Konkurrenz, als auch den Predationsdruck verringert.
Unterstand Stamm
Abb.2: Unterstand in Form eines Stammstücks (aus MADSEN & TENT, 2000).
Unterstand Stammhälfte
Abb.3: Unterstand in Form eines halbierten Stammstücks (aus ROSGEN, 1996).
Unterstand treibender Stamm
Abb.4: Unterstand in Form treibender Stämme (aus ROSGEN, 1996).